Die Borkumer Tracht

Foto: Burkana Media
Foto: Burkana Media

Im 18. Jahrhundert ging die Borkumer Männerwelt im Frühjahr auf Walfang und kehrte im Herbst erst wieder heim. In dieser Zeit kam etwas Reichtum auf die Insel, und die Männer hatten in der Fremde genügend Anregungen sammeln können, wie sie ihre daheimgebliebene Frau noch schöner machen konnten.

So war der Kopfschmuck im holländischen Raum ein Vorbild, denn die Männer verfügten ja nun auch über das entsprechende Geld. Man kaufte goldenes Ohrgeschmeide, silberne Halsketten, Filigranschmuck und vor allen Dingen die Ohrbügel mit den beiderseitigen Muschelansätzen. Hatte man genug Geld, so waren diese sogar aus Gold. Auch das weiße Spitzenhäubchen, das von den Ohreisen gehalten wurde, war von den Holländern abgeschaut.

Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Reichtum, der sich dank des Walfangs bemerkbar gemacht hatte, wieder zerronnen. Die goldenen Ohreisen mussten größtenteils verkauft werden. Trotzdem blieb der Kopfschmuck erhalten und wurde nun aus Messing hergestellt. Die meist strahlenförmigen Muster, die den Sonnenstrahlen über dem Meer nachempfunden sind, stellte der Mann oft in liebevoller Handarbeit während seiner langen Abwesenheit her. Dasselbe Muster zierte die Brosche, die das Brusttuch zusammenhielt. Unverheiratete Mädchen trugen geschlossene Muster, die nur gehämmert waren.

Die Kleidung der Männer war früher nicht so von Interesse wie heute. So gab es nicht viel darüber zu sagen. Zunächst trug man gefärbte lange Leinhosen, die sogenannten „Pilothosen“, aus einem besonderen Körpergewebe, später lange wollene Tuchhosen oder Baumwollhosen. Unter dem Hemd trug er damals sommers wie winters den wollenen Bostrock, eine Unterjacke. Darüber kam eine Weste. Zu besonderen Festtagen trug der Mann das „Pikjäkert“, eine Dreivierteljacke an deren Ausführung man den gesellschaftlichen Grad des Trägers erkennen konnte. Alltags wärmte das Haupt das sogenannte „Päd“, eine kleine Schirmmütze. Zu besonderen Anlässen trug man einen für hiesige Windverhältnisse recht breitkrempigen Hut, was jedoch für Seefahrer damals nichts Ungewöhnliches war.

Nicht zu vergessen der optische Aufheller! Das war ein großes buntes Taschentuch, das man lustig aus der Hosentasche herausflattern ließ, oder, wenn man ein zweites besaß, sich wohl auch um den Hals knüpfte.

Die wesentlichen Teile der Originaltrachten sind heute noch in der Kleidung der Trachtengruppe erhalten, jedoch trägt niemand mehr eine Originaltracht.

Die frühere Vielfalt der Tücher und Schürzen ist wegen der optischen Wirkung bei Tanzvorführungen heute strengen einheitlichen Regelungen gewichen. So sind alle Tücher rotgrundig mit roten Fransen. Die Enden der Tücher müssen brav unter dem Schürzenbund festgesteckt werden. Die Schürze soll auf 4cm weniger als die Taillenweite gerafft sein, damit rechts und links noch der schwarze Rockstoff zu sehen ist. Genaue Maßangaben in Bezug auf den Bodenabstand von Rocksaum und Schürzenende müssen ebenfalls eingehalten werden. Schwarze Schuhe und weiße Söckchen ergänzen das Bild. Die Frauen tragen auf ihrer rechten Seite am Schürzenbund ein kleines schwarzes Samtsäckchen. Für kalte Wintertage trägt man ein schwarzes, weinrot gefuttertes Cape mit Kapuze.

Nicht einheitlich sind nach wie vor die Messing-Ohreisen, die stets blank geputzt individuelle Muster aufweisen. 

Das einzig Bunte, was heute an der Männertracht geduldet wird, ist das flatternde Tuch, das sorgsam mit einer Nadel an der Innentasche festgesteckt ist.

Ein makellos weißes , frisch gestärktes Stehkragenhemd, dessen Kragenecken sorgfältig umgebügelt sind, schwarzer eigenwillig verknoteter schmaler Binder, schwarzer Hut mit breiter Krempe, dunkelblaue Weste aus Wolltuch, dunkelblaue Hosen, weiße Socken, schwarze Schuhe, ein tadelloses einheitliches Bild. Lediglich an den Revers der Westen blitzen mehr oder weniger zahlreich die Tauschnadeln, die man beim Besuch anderer Trachtengruppen erstanden hat. Auch die Männer haben etwas für kalte Tage: einen dunkelblauen Gehrock mit einem weinroten Schal.